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2024

Zierrasen vs. Kräuterrasen

Gartenwunder ohne Dünger – warum der Kräuterrasen das Rennen macht

Der klassische Zierrasen in fußballStadionqualität

Der Traum vieler geheimer Greenkeeper und bei vielen unserer Gartenliebhaber ein erstrebenswertes Gut.

Leider wird das Ganze briborium für einen solchen Rasen immer aufwendiger. Auch wenn wir heuer eine sehr feuchte erste Jahreshälfte hatten und sommerliche Trockenheit gerade weit weg ist: In den letzten Jahren war es schlichtweg ohne Beregnung unmöglich den Zierrasen sattgrün durchs Jahr zu bekommen, außer man befindet sich durchgehend im Homeoffice.

Die klimatischen Veränderungen fordern hier ihren Tribut. In Baden-Württemberg kam es 2023 regional bereits zum Verbot der Wasserentnahme zu Beregnungszwecken in den Gärten.

Ohne Zisterne kann man sich hier bei der Nutzung von Trinkwasser durchwegs auch die Sinnfrage stellen.

Weiteres Thema, das mit der oben beschriebenen Sache einhergeht:

Mindestens dreimal düngen im Jahr (bei Rollrasen Schwab kommen wir laut Hersteller bei alle sechs Wochen auf sechsmal im Jahr), jede Woche mähen – schafft man dann doch nicht und das Ergebnis ist mittel. Am Ende ist der Teppich vermoost, dann wird vertikutiert und das Spiel beginnt von vorne. Es gibt meiner Meinung nach schönere Arbeiten im Garten.

Deswegen kommt immer mehr der Kräuterrasen oder auch Blumenrasen genannt ins Spiel - wir Naturgärtner sagen: Absolut zu Recht.

Die zentralen Unterschiede zum herkömmlichen Rasen

  • Kräuteranteil im Saatgut und heimische Gräser – die Trockenheitsspezialisten drängen sich in den Vordergrund, sobald die Gräser schwächeln, der Rasen bleibt grün – keine Beregnung notwendig
  • drei bis sechs Mähgänge im Jahr reichen aus – je nach Nutzung, Lust und Laune (es kann auch öfter gemäht werden)
  • komplett ohne Düngungen
  • im Garten ist was los – Insekten aller Art freuen sich über mehr Vielfalt und Blüten, während die gezüchteten Hochleistungsgräser leider nur Fußballstollen anziehen

  • andere Optik, es kommt Farbe ins Spiel – für klassische Gartenliebhaber ist dies der schwierigste Punkt und die größte Umstellung und so manche Gäste würden meinen Rasen als „Unkrautwiese“ betiteln – schön ist sie trotzdem, trotz oder gerade wegen Gänseblümchen, Mittlerer Wegerich, Hornklee und Co.
  • längere Entwicklungszeit: Interessanterweise brauchen die Samen deutlich länger in der Entwicklung, halten dafür aber auch Trockenzeiten bei der Keimung viel besser aus. Geduld ist auf alle Fälle gefragt – hier braucht es eine gewisse Bereitschaft, später wird man belohnt. Dann glänzt der Naturgarten.
  • kein Rasenmäherroboter notwendig – der Igel dankt es euch samt allen Nachkommen
Buchtipp zum Thema: „Die Rasenrevolution – Rasen und Wiesen verstehen, Lebensräume neu entwickeln“ von Ulrike Aufderheide

Zur Charakteristik

Der Kräuterrasen erreicht eine Höhe von maximal 40-60 cm. Frühblüher wie Wildtulpen werden durch den ersten Schnitt nicht beeinträchtigt. Mit circa 20 schnittverträglichen Blütenpflanzen ist einiges geboten. Typische Vertreter sind die Wiesen-Margeriten, Wiesn-Schafgarbe, Wiesen-Salbei, Gänseblümchen und viele mehr. Der Kräuterrasen ist trittfest.

Wichtig bei der Rasenpflege: Die Mahd muss stets entfernt werden und die Schnitthöhe sollte nie fünf Zentimeter unterschreiten. Gerne kann man auch einzelne Inseln länger stehen lassen und den Garten dadurch gestalten.

Bei der Anlage des Kräuterrasens empfehlen wir ein vorheriges Abmagern mit Sand und eine geeignete Bodenvorbereitung je nach Ausgangslage. Schröpfschnitte im ersten Jahr sind unumgänglich, um die aufkommenden einjährigen Beikräuter zu eliminieren.

Wirtschaftlich ist das Ganze attraktiv. Neben der Zeitersparnis bei der Rasenpflege liegen die Düngerkosten bei einer glatten Null.

Interessant ist auch ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Die ersten bekannten Rollrasenverlegung zu Hofe waren vor ca. 200 Jahren. Die abgeschälten Rollen kamen von der Weide und waren nichts anderes als ein lupenreiner Kräuterrasen. Erst mit der Erfindung des Rasenmähers und der Züchtung von „Hochleistungs-Gräsern“ kam das uns nun geläufige Bild in die Gärten und Parks.

Letztlich finde ich ein Punktsieg für den Kräuterrasen. Ökologisch, funktional und günstig – wann bekommt man sowas? Auch wenn der klassische Zierrasen nach wie vor als Gestaltungselement in unseren Gärten eine große Rolle spielt und weiterhin spielen wird.

Wir beraten Euch gerne und zeigen Euch, welche Wege es in der Umsetzung gibt. Damit das Ganze funktioniert, ist wie bei so vielen Dingen die richtige Vorbereitung elementar.

Unser Buchtipp zum Thema:

„Die Rasenrevolution – Rasen und Wiesen verstehen, Lebensräume neu entwickeln“ von Ulrike Aufderheide, erschienen im pala Verlag – für dieses Thema der ideale Schmöker. Spannende Fakten und gut zu lesen.

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